Tageshaiku 71 – Winterende

winterendeErste Tulpenblüten
neben späten Christbaumkugeln!

Auf dem Bildschirm:
Schellen und Narrenmasken!

Ist der Winter denn so schnell vergangen?

Frisch aus dem Alltag, oder: Von Kontrastwirkungen, Sonnenschirmen und Chlor

KontrastwirkungDer Himmel ist himmelblau mit ein paar Schäfchenwolken drauf, It’s Summertime singt Ella und trotz nur mäßigen fränkisch-schwäbisch-venezianischen 14-22°C brennt mir die Sonne auf den Pelz. Na ja, das mag jetzt auch daran liegen, dass ich mich heute in einem jähen Anfall von post-gothic-Wahn dafür entschlossen habe komplett in schwarz auf den Markt zum Spargeleinkauf zu gehen (vielleicht war’s also doch nur mein angeborener Sinn für Kontrastwirkungen?…keine Ahnung). Auf jeden Fall war die Sonne zu heiß und wass macht man dann? Na man holt den Sonnenschirm aus der Versenkung!

Dumm bloß, dass ich letzten Herbst eindeutig zu faul war, das Ding vor dem Einmotten sauber zu machen…und da ich das auf Dauer dann doch etwas sperrige Ding auch noch aus dem Garten auf den Dachboden befördert habe – selbstredend ohne es vorher vorschriftsmößig in seinen mitgelieferten Stoffkondom einzupacken –  und sich selbstverständlich auch auf meinem Dachboden die Holzwürmer tummeln  – ja, so ist das nunmal, wenn man mitten im Weltkulturerbe wohnt ;-)) – hat sich zusätzlich zu all den lieblich bunten Hinterlassenschaften von Blattläusen – echt fießes Zeug dieser Honigtau! – Blütenstaub und Vogelkakka auch noch eine schöne rotbraune Schicht Holzwurmpups auf meinem ursprünglich einmal crémeweißen Sonnenschirm abgelagert – was kauf ich auch einen Sonnenschirm in einer derart dreckanfälligen Farbe!

Zwar ist bekanntlich Vintage gerade wieder in, und so ein wenig used-look hat noch niemand geschadet – andere streichen dafür Omas Barockkomode Grün über und fräsen dann mit der Flex stundenlang drann rum, nur damit das Ding am Schluss so aussieht wie im neuesten Design-Möbel-Landhaus-schöner- wohnen-Prospekt – aber so viel nackte, buntkleckernde und schmierige Natürlichkeit war mir dann doch etwas zuviel, auf meinem ehemals so schön crémefarbenen Sonnenschirm.

Was also tun?

Nun, man könnte das Ding einfach wegschmeißen und sich einen neuen besorgen. Da das Teil aber keines jener 0-8-15 Billigdingsbumsteile aus dem 1,50-shop ist sondern selbst im Ausverkauf noch richtig Asche gekostet hat, und ich sehr dran zweifel, dass ich jemals wieder einen Karbonspeichen-außreißverstärkten-tropfschutzbeschichteten-siliciumstahlschwenkgelenkbestückten und außerdem crèmefarbenen  – ich hasse weiß, zumindest bei Sonnenschirmen – Sonnenschirm zu einem auch nur annähernd erschwinglichen Preis bekommen werd, gibt’s jetzt nur eins:

WEG MIT DEM DRECK!

Nur wie?

Well, es gibt da was, bei dem man immer sagt, es sei so furchtbar ungesund und mache bei Kevin und Annika Allergien…

Richtig: die gute alte Chlorbleiche!

Da ich nun keines dieser Weicheier bin, die sich mit amerikanischer Sauerstoffbleiche abplagen (die ist auch nicht besser für meine Spülhände!) und auch keine anderen übertrieben teuren Spezialmittelchen einkaufen will – man ist schließlich Schwabe! – muss es nun einfach der gute Toilettenreiniger tun. Der hat auch den großen Vorteil, dass man ihn problemlos in eine Sprühflasche abfüllen und großzügig auf sich selbst und dem Sonnenschirm verteilen kann…

Selbstredend muss man vorher seine schwarze Gothic-Kleidung vom Vormittag ablegen!

Und dann schrubbt man, und schrubbt und schrubbt, ruiniert mit dem chlorgeschwängerten Abwasser noch schnell ein paar Balkonblumen – nein, Tagetes vertragen es nicht, wenn man sie mit Chlorwasser gießt…- und gießt das ganze noch schnell mit ungefähr 20 Gießkannen ganz frischen Leitungswaser ab…

Und was soll ich sagen…der Schirm ist …ja richtig: weiß! die Crème hat’s gleich mit rausgebleicht…

achöne Pfingsten und etwas mehr Erleuchtung als bei mir!

Tageshaiku 39_Gewitternacht

 

Zu meiner Linken zucken die Blitze.

Fledermäuse flüchten ins Lindengrün.

Und trotzdem sie singt: die Nachtigall.

Wie Amber und Moschus die schwülwarme Luft.

Auf staubigem Stein, ein erster Tropfen.

Das Leben – (nur) Tagtraum in einer Gewitternacht.