Are we all terrorists? – Überlegungen zum „guten“ und zum „schlechten“ Islam

IstanbulZugegeben, es war eine mehr als hitzige Debatte, die da am Abend nach den Pariser Anschlägen in einem Bamberger Traditionslokal um die Themen Islam, Muslime, Integration und Terrorismus geführt wurde.

Da waren die Scharfmacher. Jene die unbesehen und im Brustton der Überzeugung, den nur einige Saidla Bier verleihen, „den“ Islam mit Terrorismus und unmenschlicher Barbarei gleichsetzten und am liebsten gleich alle Muslime des Landes verweisen wollten. Wenn das schon bei den verweichlichten Politikern nicht durchzusetzen sei, sollten „die“ zumindest die Grenzkontrollen und die Vorratsdatenspeicherung wiedereinführen, und  am besten auch gleich sämtliche Ausländer und Scheinasylanten ausweisen.

Die sollen erstmal richtig Deutsch [Fränkisch?] lernen und ihrer verdammten Terroristen-Religion abschwören, bevor sie bei uns leben dürfen!“, „Es ist ein Skandal, dass „die“ bei uns frei rumlaufen dürfen!“, „Wen’s ihnan dô ned bôssd solln’s hôld wider zrück wo’s hing’hörn!“ – Ja die fränkische Volksseele kann mitunter sehr eindeutig in ihrer absoluten und totalen Verdammniß alles Andersarigen sein.

Da waren dann aber – Gott sei Dank – auch die nicht ganz so besoffenen, dummen und ignoranten. Jene die sich auch schon in den vergangenen Monaten und Jahren gegen die geistige Dumpfheit eines braunen Mobs eingesetzt haben, jene die sich in Projekten und Cooperationen für Flüchtlinge und Integration einsetzen, und jene, die einfach nicht einsehen können, dass ein Mensch nur deshalb besser als ein anderer sein soll, weil er und seine Vorfahren hier geboren sind, blonde Haare und blaue Augen hat. Doch sie waren an diesem Abend seltsam leise. Zu frisch und unfassbar war noch der Eindruck der Pariser Taten, zu rat- und fassungslos standen die meisten dem Ausmaß der für undenkbar gehaltenen Taten gegenüber…Bis dann doch jemand aufstand und zu der arischen Stammtischgruppe am Nachbartisch meinte:

Dann machen sie uns doch gleich alle zu Terroristen, weißen sie uns aus, und dann haben wir endlich alle unsere Ruhe, nur dass dann auch niemand mehr da ist, der ihnen die Drecksarbeit macht und ihre Rente finanziert!“

Ich kannte den Jungen Mann, er gehört zu meinem engeren Freundeskreis und ist eigentlich ein sehr liebenswürdiger, ruhiger, besonnener Kerl, den sonst nichts so leicht aus der Ruhe bringt.

Ob er Muslim, Christ, Jude, Buddhist oder garnichts ist, hatte mich bisher nie interessiert. Es war einfach nicht wichtig. Erst jetzt begann ich darüber nachzudenken – Ja, ich glaube er hatte irgendwann mal erzählt seine Eltern seien aus der Türkei. Mehr wusste ich nicht und es spielte auch keine Rolle. Ich mag ihn, und da ist es schließlich egal, woher jemand kommt, welche Religion er hat oder ob sein Nachname nun „deutsch“, „türkisch“ oder „hinteroberniederöstereischisch“ klingt.

Und jetzt saß er neben mir, vor Wut bebend und gleichzeitig eine Resignation ausstrahlend, die mir Angst machte.

Ich habe dann gezahlt und ihn gefragt, ob er vielleicht an einem etwas besser geeigneten Ort – möglichst weit weg von oberfränksischen Stammtischweißheiten und rauchbierbenebelten Möchte-Gern-Welterklärern – mit mir noch einen Absacker, Tee oder Caffee trinken mag.

Er entschied sich für Tee, und ich mich für den nächstgelegenen Dönerladen.

Da saßen wir nun, einen Abend nach den Anschlägen auf die Redaktion von Charlie Hebdo und der Geißelnahme im koscheren Supermarkt. Wir saßen auf Plastikstühlen, über uns das nervöse Flackern des Neonlichts. Im Fernsehen lief eine türkische Soapopera, deren hauptsächlicher Handlungsstrang aus herzzereißenden Heimatballaden bestand. Eigentlich hatten wir keine Lust zu reden. Es passte einfach nicht und wir fanden außer ein paar nichtssagenden Floskeln an diesem Abend einfach keinen Draht mehr zueinander. Keiner von uns wollte den Anderen verletzen, ihm zu Nahe treten, vielleicht genau auf die Tretmine treten, die die Pariser Anschläge gerade freigelegt hatten. Da war er plötzlich, der interkulturelle Graben. Niemand von uns beiden wollte ihn, aber er war da: Groß, schweigsam, dunkel und bedrohlich.

Erst als einer der Dönerverkäufer uns Tee machte – sehr starken und süßen Tee – und fragte, ob wir vielleicht etwas Bakhlava dazu wollten – es gehe alles auf’s Haus, wie wir aussähen, könnten wir’s brauchen…fanden wir unsere Sprache wieder.

Manchmal sind Dönerfachverkäufer einfach die besseren Psychologen….

Wir beide wussten plötzlich einfach, dass, wenn wir dieses Gespräch, dass weit über den sonst üblichen freundschaftlichen Smaltalk hinausgehen würde, wirklich führen wollten, wir uns gegenseitig etwas genauer erzählen mussten, wer wir waren und woher wir kommen, aber auch, was wir dachten, fürchteten, was uns verletzte, worüber wir uns freuten, was uns grenzenlos aufregte und wo die Grenzen unserer Toleranz lagen.

Bassam – eigentlich nenen wir ihn im Freundeskreis nur schlicht „Baas“, was mich immer ein wenig an eine Mischung aus dem englischen „boss“ und der schwäbische Bezeichnung für „Cousine“ erinnert – hat mir dann erzählt, dass er mit seinen Eltern als Kleinkind aus der Osttürkei nach Deutschland gekommen war. Seine Eltern seien syrische Alewiten, die es trotzdem – oder vielleicht gerade deshalb – geschafft hatten, schon vor Jahrzehnten mit dem Assadregime Ärger zu bekommen und erst in die Osttürkei, und als sie dort auch nicht mehr sicher waren – Alewiten sind in der Türkei nicht eben beliebt, sie sind den anderen Muslimen zu „liberal“, „westlich“ und „aufgeklärt“, ja gelten häufig noch nichteinmal als „echte“ Muslime – nach Deutschland geflohen waren. Sie hatten Glück gehabt, bekamen erst eine Duldung, dann Asyl. Irgendwann hätten sie sich dann für die deutsche Staatsbürgerschaft entschieden. Alles nicht einfach, weil weder die Türkei noch Syrien die nötigen Papiere ausstellen wollten.

Weist Du, für mich war Religion eigentlich nie ein Thema. Meine Eltern haben es mir überlassen was ich daraus mache. Das heißt nicht, dass ich nichts darüber weiß, aber mir waren die Menschen immer wichtiger – vielleicht bedeutet es ja das, Alewit zu sein…für uns steckt in jedem Menschen etwas göttliches, und wir haben kein Recht uns an diesem göttlichen zu vergreifen. […] Auf der anderen Seite fühle ich mich auch als Muslim, aber eben nicht so, wie das die meisten Muslime das Muslim sein hier definieren.“

Ich nickte. Anders als den meisten Deutschen hatte ich das Glück von klein auf muslimische Freunde zu haben und viel Zeit in muslimisch geprägten Ländern zu verbringen, daher war mir längst klar, dass es „den“ Islam so nicht gibt.Wie immer, wenn es um Religion geht, gibt es hunderte miteinander konkurrierende Auslegungen, Überlieferungen, Spielarten, Praktiken, Gruppen. Und wie immer gibt es auch die, die diese Vielfalt im Namen des eigenen Machtstrebens leugnen und den einen, einzigen, wahren, fundamentalistischen und alternativlosen Islam propagieren. Hier und der Islamischen Welt…

„Weißst Du, das Problem ist, dass die meisten Leute die sich Muslime nenen, gar keine Ahnung haben, was das wirklich heißt. Sie haben irgendwann ein paar Suren auf arabisch auswendig gelernt, aber sie haben es nie verstanden – wie auch, die meisten hier können gar kein Arabisch, sondern sind Türken oder Kurden, wie sollen sie denn da überhaupt verstehen, was ihre Religion ist und das vieles von dem, was als Verhaltensregeln und angeblichen Aussprüchen Mohammeds garnicht im Koran steht, sondern einer zweifelhaften Überlieferung entspricht? […] Es ist ein bisschen so, wie früher bei den Katholiken – die konnten die Bibel auch nicht lesen, weil sie auf Latein war, und in der Kirche haben sie auch nix kapiert, weil da auch das meiste auf Latein gebetet wurde […] So ähnlich ist das auch hier in den Moscheen, der Imam sagt wo’s lang geht, jeder glaubt ihm, und kommt garnicht auf die Idee darüber nachzudenken ob der Imam sich eventuell irren könnte. Das schlimme daran ist, dass diese Imame meist nicht von hier kommen, sondern ein Bild vom Islam verbreiten wie es vielleicht irgendwo in einem Dorf in Ostanatolien oder einer erzkonservativen Medressa in Ägypten gelehrt wird. Einen modernen, aufgeklärten und westlichen Islam gibt es hier einfach so gut wie nicht“

Bassam hatte recht: Einen echten Diskurs um Glaubensinhalte und eine ernsthafte historische Auseinandersetzung mit dem Islam gibt es in Deutschen Moscheen ebensowenig, wie eine echte Emanzipation der meisten Deutschen Muslime von den religiösen und politischen Vorgaben ihrer Heimatländer…wie auch…Bassam hatte denselben Gedanken…

„Daran seid ihr aber auch selbst schuld. Ihr Deutschen ja. Ihr habt es Euch bequem gemacht und einfach zugelassen, dass die islamischen Geistlichen von Organisationen aus dem Aussland geschickt werden. So können sich die Leute hier garnicht integrieren, weil sie nie gelernt haben, dass Religion etwas ist, was man hinterfragen und selbst begreifen muss. Die meisten Muslime hier sind wie Schafe, die willig nachbeten, was ihnen irgendwelche Hinterwäldler aus der Türkei oder dem Iran vorbeten. Nein, schlimmer noch, sie haben so wenig Ahnung vom Islam, dass sie sogar auf Salafisten und anderen Mist hereinfallen!“

Ich schluckte und begriff, dass dies nicht der richtige Zeitpunkt war, um Bassam nun meine Geschichte zu erzählen. Stattdessen blieb ich still und hörte weiter zu.

Und weißt Du was wirklich nervt? Die Leute hier, die setzen mich einfach mit genau diesen Leuten gleich, nur weil ich vielleicht nicht blond und blauäugig bin und nur weil mein Name nicht ganz reinrassig „Deutsch“ klingt…Für sie bin ich einfach der dumme Türke der einer menschenverachtenden Religion angehört, seine Freundin prügelt und den nächsten Terroranschlag plant. Hast Du irgendeine Ahnung, wie oft ich mich deshalb schon hab rechtfertigen müssen? Wie oft ich schon von irgendwelchen Bereitschaftspolizistlern nach meinen Personalien und einem Visum gefragt wurde, und welch saublöde Kommentare ich mir dann von denen hab anhören dürfen als ich meinen Deutschen Perso aus dem Geldbeutel gezogen habe? Die kapieren einfach nicht, dass das hier genauso meine Heimat ist, wie ihre…Und sie haben keine Ahnung davon, was im Nahen Osten abgeht, und dass es „den Islam“ in Wirklichkeit garnicht gibt…es gibt da so viele Dinge, so viele Gruppen und Untergruppen, so viel gegenseitigen Hass und Gewalt… Hast Du eine Ahnung davon, dass mein Vater in Syrien im Knast gefoltert wurde, weil er nicht zu allem Ja und Amen gesagt hat als der Alte Assad 1982 die Muslimbrüder in Hama bombardieren ließ, dass wir dann in die Türkei geflogen sind und dass meine Mutter dort von mehreren Polizisten vergewaltigt wurde, nur weil sie Alewitin ist? Weißt Du, dass die genau gleichen Muslimbrüder für die sich mein Vater damals eingesetzt hat, jetzt bei der IS kämpfen und meine Verwandten in Syrien abschlachten? Nein…das wissen die Leute hier alles nicht und es interessiert sie auch nicht…für sie bin ich nur der muslimische Terrorist, der ihnen ihre Arbeitsplätze wegnimmt, ihre Töchter vergewaltigt und die Scharia einführen will.

Bassam „der Lächelnde“ lächelte an diesem Abend nicht. Er war sauer, entäuscht und frustriert von einem Deutschland, dass er als Heimat betrachtete und dessen Bewohner nun entweder „Lügenpresse“ schrien oder sich, ohne wirklich zu wissen, was das bedeutete: „Je suis Charlie“-Schilder umhängten und Stifte in die Höhe hielten. Er war wütend und verzweifelte zugleich an einer Menschheit, die einfach zu dumm, zu bequem und zu egoistisch war, in Eintracht und Frieden miteinander zu leben. Er war es zurecht, wie ich meine.

Während Bassam redete begann ich mir Fragen zu stellen. Unangenehme Fragen. Fragen denen auch ich mich stellen musste. Fragen, die auch mir klar machten, dass ich längst nicht so liberal, freundlich und aufgeschlossen bin, wie ich es manchmal gerne hätte. Fragen, die mir klar machten, wie leicht wir alle Verführte und Verführer werden, wenn wir uns von unseren Ängsten leiten lassen.

Warum genügt es in diesem Land „türkisch“ oder „muslimisch“ auszusehen um gleich als Vergewaltiger, Islamist und Terrorist verdrächtigt zu werden?

Warum setzen deutsche Lehrer „ausländisch“ aussehende Kinder mit der Begründung in die letzte Reihe, dass diese „ja eh nicht lernfähig“ seien?

Warum wissen wir in diesem Land so wenig über islamische Kultur, Geschichte und Religion?

Warum sind aufgeklärte, liberale und weltoffene Muslime wie Bassam, dem es reichlich egal ist ob sein Gegenüber Alkohol trinkt, an Christus glaubt oder schwul ist in Deutschland eine derart kleine Minderheit, und stimmt dieser Eindruck überhaupt?

Warum empfinden die meisten Deutschen den Islam als Bedrohung und wechseln die Straßenseite, wenn ihnen Abends eine Gruppe muslimisch aussehender Jugendlicher entgegenkommt?

Warum gelingt es salafistischen Predigern immer wieder Jugendliche für ihre Ziele einzuspannen?

Warum tolerieren wir katholische, protestantische, jüdische und freikirchliche Fundamentalisten, während wir muslimische Terroristen und Hassprediger nennen?

Wo endet konstruktive Kritik und beginnt Intolleranz, Hass und „Muslimfeindlichkeit“?

Warum reisen immer wieder junge Männer und Frauen aus Europa in Terrorcamps oder kämpfen sogar an der Seite von IS und CO?

 

Wo liegt die Grenze der Toleranz, und kann es diese Grenze überhaupt geben?

Wann wird Sicherheit zur Bedrohung der Freiheit, und wie viel Sicherheit brauchen wir, um frei zu sein?

Warum ist es uns nicht gelungen, dass Integration in diesem Land oft nicht mehr ist, als ein misstrauisches nebeneinanderherleben und unwilliges Tolerieren?

Warum finden es so viele immer noch seltsam, einen türkischen Chef der perfekt Deutsch, Türkisch, Englisch und Französisch spricht zu haben?

Warum spreche auch ich mit meinem Dönerverkäufer kaum je mehr als ein paar Sätze und das in einer Art „Pidgin-Deutsch“ ohne korrekte Grammatik und „schwierige Wörter“?

Warum habe ich meinen VHS-Türkischkurs nach dem ersten Semester nicht mehr fortgesetzt? Und warum kann mein Dönerverkäufer, obwohl er nun schon über 15 Jahre in Deutschland wohnt, immer noch kein „richtiges“ Deutsch?

Und warum bekommen wir es in diesem Land partout nicht hin, dass Menschen die zu uns geflohen sind und bei uns leben und sich einbringen wollen, sich hier wirklich als Mensch angenommen und willkommen fühlen?

Es würde hier viel zu weit führen, alle diese Fragen angemessen zu beantworten. Vielleicht geht das im einen oder anderen Fall auch garnicht. Aber es hilft sich diese Fragen zu stellen. Sie machen achtsamer…

Es war denn auch nicht dieses, vielleicht etwas eitle Vorhaben, dass mir an diesem Abend mit dem wütenden, entäuschten und frustrierten Bassam durch den Kopf ging.

Es war ein Satz aus dem Weihnachtsevangelium nach Lukas, vielmehr, es waren eigentlich nur zwei Worte mit denen ich an diesem Abend versuchte , Bassam wieder ein Lächeln zu entlocken.:

 

 Μη φοβάiστε – fürchte Dich nicht…

 

Fürchte Dich nicht vor denen, die meinen die Welt mit Terror und Angst unter ihre Kontrolle stellen zu können.

Fürchte Dich nicht vor den Dummen, den Idioten, den Ungebildeten und den Heuchlern.

Fürchte Dich nicht vor der Angst, schon garnicht vor jener, die dir Andere einzureden versuchen.

Fürchte Dich nicht Du selbst zu sein.

Fürchte Dich nicht vor den Dingen, die Du nicht kennst, sondern versuche sie zu verstehen.

Fürchte Dich nicht vor Wissen.

Fürchte Dich nicht andere zu lieben, mitzuleiden und sich für sie einzusetzen.

Fürchte Dich nicht vor dem Urteil der anderen, sondern stehe für Deine Träume und Ideale einer besseren und menschenfreundlicheren Welt ein.

Fürchte dich nicht vor den Bigotten, den Fundamentalisten, Kleingeistigen, Falken und Sicherheitsfanatikern, die meinen mit Regeln, Gesetzen, Ausgrenzung, Überwachung und Mord die Welt zu einem besseren Ort zu machen.

Fürchte Dich nicht vor jenen, die dir vorschreiben wollen, wer Du bist und wie Dein Leben auszusehen hat.

Sei Du selbst, und fürchte Dich vor allem nicht vor Dir selbst und Deinem großen Herz, wenn man erst einmal keine Angst mehr hat, wird man feststellen, dass es viel größer und weiter ist, als wir es uns vorstellen können.

 

Liebe und Achtung vor dem Anderen und Furchtlosigkeit beim Einstehen für diese Haltung.

 

Vermutlich sind es diese zwei so einfach klingenden und allen Religionen gemeinsamen Grundforderungen, in denen die Lösung der ganzen Wut, des ganzen Hasses, der ganzen Frustration und des ganzen Unverstandes liegen könnten. Doch bin ich mir auch bewusst, dass jeder meiner Fragen, jeder meiner „Fürchte Dich nicht“ Sätze zu Missbrauch einläd‘ und in sein Gegenteil verkehrt werden kann, wenn er mit Intolleranz, Fundamentalismus und Egoismus geäußert wird…Religion ist per se nicht gut oder böse, es kommt immer darauf an, was man daraus macht. Deshalb gibt es auch keinen „guten“ oder „schlechten“ Islam, kein „gutes“ oder „schlechtes“ Christen- oder Judentum, keinen „guten“ oder „schlechten“ Buddhisten, Freikirchler oder Atheisten…Nein, es gibt immer nur den Mensch und seinen Umgang mit seinen Mitmenschen.

Dort wo Macht, Bereicherung, Intolleranz, Egoismus und Hierarchie die Oberhand über das Wohl des Einzelnen übernehmen, werden Religionen, genauso wie politische Ideologien, ja jegliche Ideale zur Diktatur, zu Extremismus, Terror und Hass.

Dort hingegen wo wir sie zum Leitfaden für einen liebevollen und achtsamen Umgang mit jedem einzellen unter unseren Mitmenschen machen, gerade wenn diese uns „fremd“ und „anders“ erscheinen, können sie tatsächlich zum Keim einer besseren, gerechteren und menschenfreundlicheren Welt werden.

Jede Religion, jede Ideologie, jedes Wertesystem und jedes Ideal, jeder Traum – auch und gerade wenn sie uns unter dem „Label“ Wohlfahrt,Vernunft, gesunder Menschenverstand, Fortschrit, Laizismus und Aufklärung entgegentreten  – jeder Wunsch und jede Hoffnung hält das Potential für beide Wege in ihren Händen. Wir sollten auch nicht vergessen, dass in den letzten zweihundertfünfzig Jahren mehr Menschen im Namen der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit umgebracht wurden, als in allen Religionskriegen zusammen…

Hass oder Liebe, wir haben stet’s die Wahl, egal was uns andere erzählen. Der Maßstab für unser Tun ist dabei der Andere.

Davon bin ich überzeugt – auch wenn es verdammt naiv und gutmenschlich klingt.

 

Und ja, Bassam hat an diesem Abend doch noch gelächelt. Und ich bin ihm sehr dankbar dafür!

 

...Für alle die nun nicht so genau wissen, was Alewiten sind, und für was sie einstehen, hier noch ein Info-Link:

Wofür treten die Alewiten ein?

 

 

 

 

 

 

 

Frisch gepimpt!

Tee

Was macht Mann, wenn er mit Schnupfen, Husten und Heißerkeit darniederliegt und die einzige im Abendprogramm angebotene Alternative zu einem weiteren Abend mit Hustenbonbons und Fertigsuppen ein Mädelsabend mit Carrie und den Girls ist? Ganz klar: Er schnappt sich Goldlack und Pinsel und pimt seine verstaubte japanische Gußeisenteekanne damit auf (schlimmer konnt‘ sie ja nicht mehr aussehen…) 😉

Buon soir!

Earl Grey Wetter

zapfig is!

Ich will zum Bäcker und komme mit Bergen von Schnee auf Hut und Pelzkragen zurück. Die Rhododendronblätter haben sich vor dem eisigen Wind zu kleinen Zigrarillos eingerollt. Ein letzter sichernder Blick auf den „Hausdienstplan“…es stimmt, ich bin drann. Ich überlege mir, ob ich zum Kehrwöchnern lieber den Feger oder doch gleich die Schaufel nehm…Der Schnee ist leicht, trotzdem entscheide ich mich der besseren PR wegen  für die Schaufel… Weg vom Schreibtisch genieße ich die seltene Gelegenheit durch physische Arbeit ein wirklich sichtbares Ergebnis zu „schaffen“.Ich blicke Richtung Dom und träume mich ans Meer.  Schneewehen erinnern mich an Venedig oder war es doch das Londonder East End? Sollte beide Orte im Sommer besuchen! Ob Charles Grey Viscount Howick und 2. Earl Grey wohl ähnliche Gedanken plagten als er besorgt ein Tässchen „verdorbener Handelsware“ probierte? Vermutlich nicht.