Das leise Bröckeln des Ebracher Herkulesbrunnens, oder: warum ich manchmal laut fluchend durch Barockgärten marschiere

Herkulesbrunnen Ebrach, Winter

Herkulesbrunnen Ebrach, Winter

Herrgottzackzement, muss man denn hinter allem selber her sein!“

Vermutlich hatte sich meine Begleitung den kleinen Ausflug ins Oberfränkische Kloster Ebrach etwas geruhsamer vorgestellt. Jetzt jedenfalls schaut er mich an, als sei ich wieder einmal ein ganz klein wenig verrückt geworden. Zugegeben, die wenigsten Besucher eines  verwilderten Barockgartens brauchen fünf Minuten, bis sie sich auf der Parkbank exakt so platziert haben, dass sie absolut parallel in der Hauptachse sitzen und dozieren dann auch nicht über falsch gepflanzte Apfelbäume, die ebenjene verstellen. Sie stellen sich auch nicht feuer- und mordio-zeternd vor zutrittsverweigernde Absperrketten, die den baldigen Absturz weiterer Teile der Gartenpavillions verkünden, vor allem aber fangen sie nicht an, mitten in einem weiteren Exkurs über Herkules, Gaia, Anteus und die Jahreszeitensymbolik von Kohl- und Lattichblättern an Flussgötterstatuen lauthals fluchend den sofortigen Ersatz der wind- und wetterumtosten Orginalstatuen durch Kopien zu fordern…

Leider! Denn würden ein paar weniger Besucher ihr Riesenschnitzel, die ach so hübschen Unkräuter oder die sich paarenden Feuerwanzen filmen und sich stattdessen über den gottserbärmlich-ruinösen Zustand großer Teile ihres Kulturerbes aufregen, würden vielleicht ein paar mehr Verantwortliche auf die Idee kommen, dass Wasser und Salpeter kein wirklich guter Haftgrund für barocke Fresken sind…Well, vermutlich verhält es sich damit genau so wie mit dem Mann, der sich inmitten des perfekt achsialsymetrischen Wandaufbaus des Ebracher Fast-Kaisersaals über die angebliche Assymetrie der Säulenbasen aufregt!

Immerhin, es grasen keine vandalischen Pferde der Forstverwaltung mehr im Barockgarten, und auch die ersten Mini-Restaurierungen einiger Zwergfresken im Hausgang ist angedacht (…eigentlich schon dieses Jahr, aber jetzt kommts doch erst im nächsten. (oder im übernächsten, oder im überübernächsten, grrrr…) Ansonsten werden wir uns wohl weiter an pitturesk zerbröselnde Grottenarchitekturen, frostgesprengte Figurengruppen und Netze, die uns vor herabfallenden Stuckteilen bewahren gewöhnen müssen. „Des hom mir scho immer so g’mocht, und do möchdn mir a nix vo Fremdn dron gännert hom!“. Vermutlich ist diese aecht urfränkische Verweigerungshaltung auch die Erklärung für den hartnäckigen Wiederstand der Steigerwäldler gegen einen Nationalpark…es könnten ja wirklich Menschen aus der Stadt oder gar Ausländer auf die Idee kommen hier Urlaub zu machen und Geld auszugeben, Gott bewahre!

Lassen wir das lieber, sonst könnt’s am End sein, dass ich mich länger in Ebrach aufhalten darf, als mir lieb ist…obwohl…dafür bin ich gottlob schon zu alt, die JVA nimmt nur hochbestrafte Täter bis 24.